KI: Was für Unternehmen jetzt wichtig ist

Mit ChatGPT und DALL-E gelangten KI-Tools in den Mainstream. Jetzt läuft ein Wettrennen der Tech-Giganten um die besten Technologien. Die Folgen sind noch ungewiss, aber für Unternehmen bedeutet die Künstliche Intelligenz neue Chancen.

Heute schon KI genutzt? Ganz sicher. Ob bei der Suche im Netz, beim Nutzen von Sprachassistenten oder beim Beantworten von Chat-Nachrichten und E-Mails: Immer häufiger sind nicht nur Algorithmen im Einsatz, sondern künstliche Intelligenz. Jetzt hat das Wettrennen um die besten KI-Anwendungen eine neue Stufe erreicht: Technologien wie ChatGPT, Bard und LLaMA sind auf einmal allgegenwärtig. Tech-Giganten wie Google, Microsoft oder Beta stellen ihre Strategien um. Was geschieht da aktuell und welchen Einfluss hat KI auf Unternehmen – ein Überblick.

KI aus der Kiste: das Wettrennen hat begonnen

„Das KI-Wettrüsten verändert alles“ – die Coverstory des TIME Magazins vor einiger Zeit konnte kaum dramatischer sein. Es ging um die Frage, ob die Technologieunternehmen die gleichen Fehler machen würden wie bei den Social-Media-Kanälen. Als erst nach dem Hype klar wurde, welche Schattenseiten die neue globale Vernetzung hat. Auch bei den KI-Anwendungen schien nach Jahren der Arbeit in den Forschungslaboren, von der nur wenig nach außen drang, plötzlich alles sehr schnell zu gehen. Hier ein kurzer Überblick über die Ereignisse: 

  • Januar 2019: Microsoft investiert 1 Milliarde US-Dollar in das kalifornische Startup OpenAI

  • Juni 2020: OpenAI stellt GPT-3 vor, der Zugriff ist jedoch auf wenige User beschränkt

  • Mai 2021: Google präsentiert seinen Chatbot LaMDA, aber ohne öffentlichen Zugang

  • April 2022: OpenAI stellt den Text-zu-Bild-Generator DALL-E 2 vor, das Projekt bleibt vorerst nicht öffentlich

  • August 2022: Das Startup Stability AI schockt die großen Player, als es seinen Text-zu-Bild-Generator Stable Diffusion für alle öffnet – das Tool geht schnell viral

  • September 2022: OpenAI zieht nach, DALL-E 2 ist nun für alle zugänglich

  • November 2022: OpenAI veröffentlicht die KI-Anwendung ChatGPT, bei Google wird daraufhin „Alarmstufe Rot“ ausgerufen – wegen der Gefahr, die sich daraus für ihr Suchgeschäft ergeben könnte

  • November 2022: Meta präsentiert seinen Chatbot Galactica, zieht ihn aber nach zu vielen falschen Antworten zurück

  • Ende 2022: Google investiert rund 300 Millionen US-Dollar in eine Beteiligung am KI- Forschungslabor Anthropic, das an einer leistungsstarken Chatbot-Software arbeitet

  • Januar 2023: Microsoft kündigt Investitionen von 10 Milliarden US-Dollar in OpenAI an

  • Februar 2023: Google öffnet begrenzten Zugang zu seinem KI-Chatbot Bard, Microsofts Browser Edge und die Suchmaschine Bing erhalten KI-Unterstützung, Meta stellt sein eigenes KI-Sprachmodell LLaMA (Large Language Model Meta AI) vor 

Was ist künstliche Intelligenz?

Einfach erklärt, geht es bei KI bzw. AI (engl.: Artificial Intelligence) um Technologien, die Informationen lesen, sehen oder hören können, diese Daten analysieren und daraus Handlungen und Entscheidungen ableiten. Die Anwendungen, die künstliche Intelligenz nutzen, sind in der Lage zu lernen, zu planen sowie logisches Denken und Kreativität zu imitieren.

Beispiele der KI im Alltag sind:

  • Mustererkennung (z. B. Spracherkennung bei der Umwandlung von gesprochenem Text in Schrift und umgekehrt, Gesichts- oder Handschriftenerkennung)

  • Mustervorhersage (z. B. Vorschläge für Wörter oder Antwortsätzen in Chat- oder E-Mail-Programmen

  • Wissensbasierte Systeme (z. B. für Diagnosen in der Medizin oder der Analyse von Problemen in technischen Systemen)

Zur KI gehören Technologien wie Machine Learning, Deep Learning, Computer Vision und Natural Language Processing, also die Verarbeitung von natürlicher Sprache. Systeme mit künstlicher Intelligenz steuern heute schon die Preise in Webshops, unterstützen bei der Online-Kommunikation oder bestimmen, welche Werbung wir im Netz sehen. Keine Frage: KI hat bereits einen großen Einfluss auf unseren Alltag.

Was ist das Neue an den aktuellen KI-Anwendungen?

Bei den neuen Anwendungen handelt es sich um generative KI. Das heißt, diese sind in der Lage, völlig neue Inhalte zu erstellen: von Texten und Bildern aller Art bis zu Musik und Computercode. Für Microsoft-CEO Satya Nadella ist es die „nächste große Welle im Computing“, andere sehen darin den wichtigsten technologischen Durchbruch seit Social Media.

Und: Erstmals sind solche Technologien auch für Normalnutzende zugänglich. Nach einer Woche hatte ChatGPT schon eine Million User, nach zwei Monaten erreichte das KI-Tool 100 Millionen monatliche Nutzer – so schnell wuchs keine andere Verbraucheranwendung bisher. Laut einer Umfrage haben zum Beispiel 40 Prozent der Befragten in Deutschland ChatGPT schon ausprobiert. Von hier kommen laut OpenAI derzeit drei Prozent des weltweiten Traffics auf der KI-Plattform.

Es gibt übrigens eine interessante KI-Anwendung aus Deutschland: die Suchmaschine You.com. Das Mastermind dahinter ist der Dresdner Informatiker Richard Socher, ehemaliger Chefwissenschaftler bei Salesforce. Er ist einer der weltweit wichtigsten Fachleute für Künstliche Intelligenz, vor allem für Large Language Models, wie GPT, LaMDA und LLaMA. 

Was ist ChatGPT?

ChatGPT von OpenAI ist ein Chatbot, dem du mit natürlicher Sprache Aufgaben stellen kannst. Auf Basis dieser textbasierten Anweisungen, sogenannter Prompts, wird ChatGPT Fragen beantworten, Texte aller Art erstellen, übersetzen oder zusammenfassen, Rechenaufgaben lösen, Datenanalysen durchführen, Code schreiben und vieles mehr. Grundlage ist das Large Language Model GPT (Generative Pre-trained Transformer) – ein Sprachmodell, das auf Hunderten von Milliarden Wörtern und Bildern trainiert wurde, um Aufgaben wie Texterstellung, Übersetzung oder das Antworten auf Fragen auszuführen.

Das Faktenwissen des KI-Systems reicht derzeit jedoch nur bis zum Jahr 2021. Ein weiteres Problem, das alle neuen Anwendungen noch haben: Sie übernehmen Vorurteile aus ihren Trainingsdaten oder erfinden Informationen – die sie sehr glaubwürdig vortragen. „Fakten halluzinieren“ nennt das OpenAI selbst und verspricht, dass dies in der neuesten Version GPT-4 weniger häufig vorkommen soll. 

Bard und LaMDA

Der von Google entwickelte Chatbot Bard basiert auf dem Sprachmodell LaMDA (Language Model for Dialogue Applications). Nach Angaben der Entwickler soll das Tool in der Lage sein, „sinnvolle, interessante und kontextspezifische“ Antworten zu geben. Konkret soll Bard auch offene Fragen beantworten können – wie zum Beispiel, ob es leichter sei, Klavier oder Gitarre zu erlernen. Dafür präsentiert und erläutert die KI unterschiedliche Perspektiven, um die Entscheidung zu erleichtern. Zudem nutzt die Anwendung auch Onlinequellen und hat dadurch Zugriff auf aktuelle Fakten.

LLaMA von Meta

LLaMA (Large Language Model Meta AI) ist ein KI-Sprachmodell des Facebook-Mutterkonzerns Meta. Es nutzt weitaus weniger Datenpunkte als ChatGPT und soll laut Meta trotzdem gleich gut oder besser funktionieren. Zudem verbraucht es weit weniger Rechenleistung. Wie bei den Modellen GPT oder LaMDA wird auch bei LLaMA mit Textanfragen gearbeitet, um Antworten der KI zu erzeugen. Meta plant zunächst keine kommerzielle Anwendung, sondern will erst die Prozesse und möglichen Auswirkungen der KI erforschen lassen.

Fun Fact: Eine Bewerbung als Drachenfütterer bei der Magic Unicorn Corporation schrieb das System, ohne mit der virtuellen Wimper zu zucken.

Das solltest du bei der Nutzung der Chatbots beachten

Nicht nur Nutzer, auch die Entwickler selbst raten zur Vorsicht bei der Verwendung der öffentlich zugänglichen KI-Chatbots. Denn in den Milliarden von Daten, mit denen die Tools trainiert wurden, stecken auch Voreingenommenheit, Hassrede und falsche Informationen. Dazu kommt, dass die Bots selbst Dinge erfinden und diese dann als echte Fakten darstellen. Du solltest also Texte, die von der KI geschrieben wurden, stets sowohl inhaltlich als auch sprachlich überprüfen.

Anwendung von KI in Unternehmen

Laut Thomas Kurian, CEO von Google Cloud, steht die KI gerade vor einem wichtigen Schritt: von der akademischen Forschung hin zu konkreten Anwendungen in der Wirtschaft mit neuen Wachstumschancen und besseren Dienstleistungen. So testet Google derzeit mit ausgewählten Kunden seine „MakerSuite“. Damit sollen Unternehmen in der Lage sein, individuelle Anwendungen mit künstlicher Intelligenz zu erstellen.

OpenAI zeigt auf seiner Website schon diverse Storys von Unternehmen, die Lösungen mit Hilfe von GPT-4 entwickelt haben:

  • Die Sprachlern-App Duolingo führte zwei neue KI-gestützte Funktionen ein: den Gesprächspartner Role Play sowie ein Tool, das den Usern bei Fehlern die Regeln genau erklärt.

  • Der Zahlungsdienstleister Stripe nutzt GPT-4, um das Nutzererlebnis zu verbessern und Betrug zu verhindern.

  • Das dänische Unternehmen Be My Eyes integriert GPT-4 in seine Anwendungen für Blinde und Sehschwache, die von der besseren Objekterkennung und Bild-zu-Text-Information profitieren. 

KI für Kommunikation, Marketing und Vertrieb

Übrigens: Auch NAWIDA hat ChatGPT auf seiner Website integriert. Unser Chatbot "Houston" sorgt dafür, dass du schneller die nötigen Informationen für deine Herausforderungen im Unternehmensalltag bekommst. Diese Art der Suche wird bald Alltag sein, meint Merle Uhl vom Digitalverband Bitkom. Sie geht davon aus, „dass wir in Zukunft häufiger einer KI unsere Frage stellen werden und dann eine – mehr oder weniger – passende fertige Antwort erhalten, anstatt nur allgemeine Hinweise, zum Beispiel auf Online-Seiten“, sagte sie der Berliner Morgenpost.

Neben der automatisierten Kommunikation im Kundensupport wird die KI auch in anderen Unternehmensbereichen die Produktivität erhöhen, zum Beispiel beim CRM oder im Marketing, beim Erstellen von Präsentationen und Berichten, bei der Wettbewerbsrecherche oder beim Erstellen von Texten. Potenzial sehen Experten zudem beim Vertrieb und der Geschäftsentwicklung. Hier kann die KI riesige Datenmengen schneller analysieren und ganz neue Zusammenhänge erkennen.

Ein Beispiel dafür ist PRAIDICT, unsere KI-gestützte, digitale Marktbedarfsanalyse. Sie zeigt den Nachfrageverlauf der letzten 48 Monate auf und prognostiziert die Entwicklung von Themen, Produkten und Marken bis zu 24 Monate in die Zukunft.

Fun Fact: Das Unternehmen AfriCola ließ im Februar und März 2023 für sechs Wochen seine Website von KI-Tools wie ChatGPT, DALL-E, Leonardo.ai und Midjourney gestalten. Jeden Montag erscheint eine neue Version der Website mit neuer Bildästhetik, neuer Story und neuen Produkttexten. Auch die Bilder und Texte bei Facebook und Instagram generieren die Systeme zu einem großen Teil dynamisch.

Fazit: KI bietet Chancen für den Mittelstand

Nach langen Jahren hinter verschlossenen Türen wurden KI-Systeme in den letzten Monaten in die Öffentlichkeit katapultiert. Mögliche Risiken der Künstlichen Intelligenz werden in der nächsten Zeit heiß diskutiert werden, die Entwickler selbst drängen darauf. Schon jetzt können Unternehmen aber zahlreiche KI-Anwendungen nutzen, um Prozesse effizienter zu gestalten – von der Produktion bis zu Vertrieb und Logistik.

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Sven Ole Schubert NAWIDA Redaktion
Autor und Redakteur mit grenzenloser Passion für Worte und Storys. Beiträge über Mittelstandsthemen, wie HR, Vertrieb und Marketing, aber auch über Kreativität, Nachhaltigkeit und Popkultur.

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