Arbeit, Pausen, Überstunden: Was regelt das Arbeitszeitgesetz?

Wie lange dürfen Mitarbeitende täglich arbeiten? Welche Ausnahmen gibt es? Wie viele Pausen sind vorgeschrieben? Erfahre in diesem Überblick die wichtigen Fakten sowie Rechte und Pflichten aus dem Arbeitszeitgesetz.

Schon gewusst? Im Durchschnitt arbeiten Angestellte in Deutschland drei Stunden pro Woche mehr als im Arbeitsvertrag vorgesehen. In diesem kompakten Überblick erfährst du, wie lange Arbeitnehmende arbeiten dürfen und welche Rechte und Pflichten sich aus dem Gesetz ergeben.

Was steht im Arbeitszeitgesetz?

Das Arbeitszeitgesetz regelt Arbeitszeiten, Pausen und Ruhephasen. Mit den festgelegten Höchstgrenzen schützt das Gesetz die Gesundheit der Beschäftigten. Es ist für Arbeitnehmer und Arbeitgeber verbindlich, letztere sind für die Einhaltung der Vorschriften verantwortlich. So entscheidet der Arbeitgeber – gegebenenfalls in Absprache mit dem Betriebsrat –, wie Arbeitsdauer und Pausen an den einzelnen Wochentagen organisiert sind. Die Regelungen des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) über Ruhezeiten oder Sonntags- und Feiertagsarbeit sind dabei einzuhalten.

Wie lange dürfen Arbeitnehmer arbeiten?

Die maximale tägliche Arbeitszeit beträgt für alle Arbeitnehmer acht Stunden. Sie gilt von Montag bis Samstag – insgesamt sind es also 48 Stunden pro Woche. Auch wer für mehrere Arbeitgeber tätig ist, darf diese Höchstgrenze nicht überschreiten.

Das Arbeitszeitgesetz gilt jedoch nicht für folgende Personengruppen:

  • leitende Angestellte und Chefärzte,

  • Beschäftigte der Kirchen, wie Pfarrer und Organisten,

  • Arbeitnehmer, die Personen erziehen, pflegen oder betreuen und mit ihnen zusammenwohnen

  • Mitarbeiter in der Luftfahrt und auf Handelsschiffen sowie

  • Soldaten, Beamte und Richter.

Jugendliche unter 18 Jahren dürfen übrigens nur an maximal fünf Tagen in der Woche bis zu acht Stunden arbeiten. Dies ist im Jugendarbeitsschutzgesetz geregelt.

Ausnahme: Zehn Stunden am Tag arbeiten

Überstunden sind Mehrarbeit, die ausgeglichen werden muss: Entweder sie werden bezahlt oder Arbeitnehmer erhalten einen Freizeitausgleich, wenn das individuell ausgehandelt wurde oder im Arbeitsvertrag steht.

Doch auch unabhängig von Regelungen zu Überstunden in Tarif- oder Arbeitsverträgen können Arbeitgeber die tägliche Arbeitszeit vorübergehend auf bis zu zehn Stunden verlängern. Diese Mehrarbeit muss allerdings innerhalb von sechs Monaten ausgeglichen werden. Damit wird sichergestellt, dass Arbeitnehmer während dieses Halbjahrs am Ende durchschnittlich nicht mehr als acht Stunden pro Tag arbeiten.

Arbeitgeber müssen die längeren Arbeitszeiten der Beschäftigten festhalten und die Nachweise für mindestens zwei Jahre aufbewahren. Wer seine Angestellten auf Dauer über zehn Stunden am Tag arbeiten lässt oder nichts dagegen unternimmt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Das kann bis zu 30.000 Euro kosten. Dies gilt auch für die Nichtgewährung der gesetzlich vorgeschriebenen Pausen und Ruhezeiten.

Wie viele Pausen und Ruhezeit stehen Arbeitnehmern zu?

Bei einer Arbeitszeit zwischen sechs und neun Stunden steht Arbeitnehmern eine Pause von mindestens 30 Minuten zu. Beträgt die Arbeitszeit mehr als neun Stunden, müssen es mindestens 45 Minuten sein. Außerdem muss den Beschäftigten laut Gesetz nach ihrer Arbeitszeit eine nicht unterbrochene Ruhezeit von elf Stunden gewährt werden. Ausnahme: Für Arbeitnehmer in Krankenhäusern, Gaststätten, Beherbergungsunternehmen, Verkehrsbetrieben, beim Rundfunk sowie in der Landwirtschaft sieht das Gesetz zehn Stunden Ruhezeit vor.

Sonntage sind arbeitsfrei

An Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen gilt laut Arbeitszeitgesetz eine Arbeitsruhe. Auch hier gelten Ausnahmen – das Arbeitsverbot gilt u. a. nicht:

  • für Trucker und Lkw-Fahrerinnen,

  • für Arbeitnehmer bei Not- und Rettungsdiensten und der Feuerwehr

  • für Beschäftigte in Krankenhäusern, Gaststätten, Bäckereien und Konditoreien, in Medienunternehmen sowie

  • bei den Kirchen.

Für diese Berufsgruppen sind im Arbeitszeitgesetz eine Mindestanzahl an freien Sonntagen pro Jahr festgelegt sowie die genauen Regelungen für den Ausgleich. Denn wer an Sonn- oder Feiertagen arbeitet, hat zum Ausgleich Anspruch auf freie Tage.

Übrigens: Sehr lange war die Arbeitszeit in Deutschland durch die Arbeitszeitordnung von 1924 geregelt. Erst 1994 trat das heute gültige Arbeitszeitgesetz in Kraft.

Fazit: Arbeitszeitgesetz wird sich weiterentwickeln

Das Arbeitszeitgesetz regelt Rechte und Pflichten rund um die Arbeitszeit, um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen. Inzwischen gehören Konzepte wie Hybrid Working, also die Verbindung von Homeoffice und Präsenz vor Ort, Workation oder Jobsharing in vielen Unternehmen zum Alltag. Die korrekte Erfassung der Arbeitszeit ist gerade für solche New-Work-Szenarien eine neue Herausforderung für Unternehmen.

Hinweis/Disclaimer: Die Fakten zu den Gesetzen und Regelungen haben wir sorgfältig überprüft. Aktuelle Änderungen sind jedoch möglich, alle Angaben sind daher ohne Gewähr auf Vollständigkeit oder Korrektheit. Die Inhalte dienen der unverbindlichen Information und verstehen sich nicht als Rechtsberatung.

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Sven Ole Schubert NAWIDA Redaktion
Autor und Redakteur mit grenzenloser Passion für Worte und Storys. Beiträge über Mittelstandsthemen, wie HR, Vertrieb und Marketing, aber auch über Kreativität, Nachhaltigkeit und Popkultur.

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