Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor für Unternehmen

Zukunftsfähige Unternehmen nutzen ESG-Faktoren und Nachhaltigkeit für neue Geschäftsmodelle oder entwickeln innovative Prozesse. In einer Serie stellen wir spannende Best-Practice-Beispiele aus aller Welt vor. Hier ist Teil 2.

Nachhaltig zu wirtschaften, wird zunehmend zum Erfolgsfaktor von Unternehmen. Auch bei NAWIDA gehört die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit zu unserer Mission. Statt nur über Herausforderungen zu berichten, stellen wir deshalb hier im Magazin regelmäßig praktische Lösungen aus aller Welt vor: Beispiele, wie Unternehmen ESG-Kriterien in ihre Businessmodelle, Produktionsprozesse oder Lieferketten integrieren. Beispiele, die inspirieren –und zeigen, dass Umweltaspekte und Verantwortungsbewusstsein für Mitarbeitende und Gesellschaft entscheidend sind, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Mit künstlicher Intelligenz aus der Armut

Subunternehmen in Afrika und Asien, die großen Firmen wie Meta oder OpenAI Trainingsdaten für Large-Language-Modelle wie ChatGPT liefern, haben oft nicht den besten Ruf. Mitarbeitende bekommen kaum Unterstützung, wenn sie verstörenden Bildern oder Informationen ausgesetzt sind und die Bezahlung liegt oft nur knapp über dem Mindestlohn im Land. Das indische Startup Karya aus Bengaluru (früher Bangalore) will das ändern und das „erste ethische Datenunternehmen der Welt“ sein. Die Geschäftsidee von Karya: Es liefert Text- und Audiodaten in Sprachen, die im Internet kaum verbreitet sind.

So gibt es in Indien 22 offizielle Sprachen sowie regional über 700 weitere. Der Bedarf an verlässlichen Online-Sprachsystemen wächst – nicht nur bei den großen KI-Entwicklern, sondern auch bei Regierungen und NGOs, die ihre Services digitalisieren wollen. Karya bietet seine Jobs Menschen in entlegenen indischen Dörfern an, in denen es nur wenige Verdienstmöglichkeiten gibt. Über die eigene App sammelt das Unternehmen Text- und Audioinhalte in den lokal genutzten Sprachen. KI soll so letztlich auch den vielen Menschen nützen, die kein Englisch sprechen.

Der Stundenlohn beträgt umgerechnet 5 US-Dollar – das 20-fache des Mindestlohns in Indien. Sind die Trainingsdaten korrekt, gibt es einen Bonus. Ebenso, wenn die Daten weiterverkauft werden. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, können Mitarbeitende nur bis zu etwa 1.500 US-Dollar mit der App verdienen. Dann bekommen andere den Job. Das Ziel von Karya ist es so bis 2030 bis zu 100 Millionen Inderinnen und Inder zu erreichen, sie aus der Armut zu holen und ihnen mit dem Finanzpolster neue berufliche Wege zu ermöglichen. Denn 1.500 Dollar – das ist auch das durchschnittliche Jahreseinkommen in Indien.

Energie nachhaltig produzieren und intelligent speichern

Innovationen und neue Technologien sind nötig, um die Energieversorgung der Zukunft und die Ausweitung der Elektromobilität zu sichern. CATL, der größte Produzent der Welt für E-Auto-Batterien startete in diesem Jahr mit der Produktion von Akkus, welche die Reichweite der Fahrzeuge auf fast 1.000 Kilometer bringen soll. Eine neue Semi-Festkörper-Lithiumbatterie steht bei dem chinesischen Konzern kurz vor der Einführung, deren Leistung fast doppelt so hoch sein soll wie die besten Akkus von heute.

erneuerbare energie, windräder, nachhaltigkeitOctopus Energy will die Energieversorgung intelligenter und billiger machen. Der britische Anbieter von erneuerbaren Energien bietet zum Beispiel Services an, die mithilfe von maschinellem Lernen Elektrofahrzeuge in Schwachlastzeiten automatisch aufladen. Damit gleichen sie das Stromnetz aus und sollen dabei helfen, die Rechnungen der Besitzer von Elektrofahrzeugen um zwei Drittel zu senken.

Agrar Tech: Gewinne ernten und nachhaltig wirtschaften

Wie kann die Nahrungsmittelversorgung trotz Klimawandel und wachsender Weltbevölkerung sichergestellt werden? Das Unternehmen Plenty setzt auf vertikale Landwirtschaft in großen Hallen. Weniger Verbrauch von Land und Wasser sowie bis zu 350 Mal mehr Erträge im Vergleich zu herkömmlicher Landwirtschaft auf gleicher Fläche verspricht der Produzent. Zudem können mit dieser Methode Obst und Gemüse unabhängig von der Jahreszeit auch regional angebaut werden. Damit entfallen oft weite Transportwege vom Feld in die Supermärkte.

Tazo, ein Teil des Tee-Konzerns Lipton, setzt in der Lieferkette für seine Produkte auf nachhaltige Landwirtschaft, Biodiversität und Menschenrechte. Die Auswirkungen des Klimawandels seien in der Anbauregion von Assam in Indien schließlich bereits spürbar, so das Unternehmen.

Das US-amerikanische Unternehmen regrow setzt sich für eine resiliente Landwirtschaft ein: Es kombiniert Satellitenbilder mit Bodenproben und arbeitet mit Lebensmittelriesen wie General Mills, Kellogg's und Cargill zusammen, um die Emissionsauswirkungen ihrer Zulieferbetriebe zu messen und neue Produktionsszenarien zu modellieren. Diese sollen den Landwirten Anreize für die Einführung klimaschonender Praktiken und resilienter Lieferketten bieten.

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Klimaneutrale Produkte, neue Alleinstellungsmerkmale

Mit einer Rückseite aus kohlenstoffreichen Biomaterialien und einer Oberfläche aus recyceltem Material sind die Bodenbeläge von Interface CO2-negativ und entziehen der Umwelt mehr Kohlenstoff als sie ihr zuführen. Durch die Anpassung der Produktionsmethoden, den Einsatz erneuerbarer Energien und die Auswahl umweltfreundlicher Lieferanten hat das in den USA ansässige Unternehmen sein gesamtes Sortiment an Teppichen und Vinylfliesen klimaneutral gestellt.

Dieses Alleinstellungsmerkmal hilft gleichzeitig den Firmenkunden von Interface, ihre eigenen grünen Versprechen zu erfüllen. Im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen als Pionier in seiner Branche zu einem vollständig klimaneutralen Unternehmen, einschließlich seiner Lieferketten.

Social Impact: von der Tech-Industrie bis zu Mikrokrediten

Canva, die australische Grafikdesignplattform, die mit neuen Apps und KI-Tools inzwischen auch zahlreiche Office-Anwendungen anbietet, stellt ihre Pro-Version über 400.000 gemeinnützigen Organisationen kostenlos zur Verfügung. Auch Bildungseinrichtungen weltweit profitieren von Gratislösungen. Du willst diese benutzerfreundliche Design-Software ebenfalls nutzen? Bei NAWIDA bekommst du Canvas Pro zu Top-Konditionen.

Finanzielle Inklusion funktioniert auch ohne Kredithistorie oder Sicherheiten: M-Kopa, eine in Kenia ansässige Finanzierungsplattform, bietet afrikanischen Kunden, die nicht über ein Bankkonto verfügen, einen niedrigschwelligen Kreditzugang. Damit können sie zum Beispiel Solaranlagen, E-Bikes, brennstoffsparende Herde oder Smartphones finanzieren. Die Bedingungen: tägliche Kreditrückzahlungen von nur wenigen Cent über das Mobiltelefon. 

Die Plattform betreut schon über drei Millionen Kunden und hat über eine Milliarde US-Dollar an Krediten ausgegeben. In jeder Minute werden durchschnittlich 500 digitale Zahlungen vorgenommen. M-Kopa ist inzwischen auf dem ganzen afrikanischen Kontinent vertreten. "Wenn man einkommensschwache Menschen als Kunden und nicht als Almosenempfänger behandelt", sagt Mitbegründer und CEO Jesse Moore, "kann man die Welt verändern."

Falschinformationen bekämpfen, Governance stärken

Deepfakes und KI-gesteuerte Desinformationskampagnen nehmen immer mehr zu. Wenn Regierungen, NGOs und Technologieunternehmen diese Bedrohungen verstehen wollen, wenden sie sich häufig an das in New York City ansässige Unternehmen Graphika. Es nutzt fortgeschrittene Data-Science-Technologien, um solche Kampagnen zu verfolgen, analysieren und aufzudecken.

Und als Ende 2022 Entlassungen die Tech-Branche erschütterten, wurde Blind – ein Online-Forum für verifizierte, aber anonyme Fachleute – zum bevorzugten Kommunikationskanal. Damals gehörten zum Beispiel mehr als 95 Prozent der Twitter-Mitarbeitenden zu den acht Millionen Nutzern von Blind, deren Zahl allein im letzten Jahr um 2 Millionen gestiegen ist. Diese diskutieren über viele Arbeitsthemen: von Visumsproblemen über psychische Gesundheit bis hin zu unethischen Praktiken, was Blind zu einer wichtigen Plattform für Whistleblower aus der Branche macht.

Fazit: Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit

Umweltschutz, soziale Verantwortung und zukunftssichernde Unternehmensführung: Die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit bringt neue Geschäftsmodelle hervor, verändert Produktion, Vertrieb und Lieferketten. Auf diese Weise entstehen innovative Lösungen, die auch der Gesellschaft einen langfristigen Mehrwert bringen und Unternehmen dabei hilft, dauerhaft am Markt erfolgreich zu sein.

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Sven Ole Schubert NAWIDA Redaktion
Autor und Redakteur mit grenzenloser Passion für Worte und Storys. Beiträge über Mittelstandsthemen, wie HR, Vertrieb und Marketing, aber auch über Kreativität, Nachhaltigkeit und Popkultur.

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